Donnerstag, 30. Januar 2014

Bericht über die Vitos Klinik in Riedstadt

Wir sind vier Schüler von der Bertha-von-Suttner-Schule und möchten von unserem Projekttag in der Vitos-Klinik berichten.





Quelle:http://www.vitos-riedstadt.de/fileadmin/img/logo_vitos_riedstadt.jpg



Die Geschichte der Vitos Klinik:

Das Vitos Klinikum Riedstadt gehört zu den ältesten psychiatrischen Krankenhäusern der Welt. Es wurde 1533 zusammen mit den psychiatrischen Krankenhäusern Haina, Merxhausen und dem schon lange aufgelösten Krankenhaus in Gronau, gegründet.

Landgraf Philipp der Großmütige:
Landgraf Philipp erhält von der Geschichtsschreibung den Beinamen "Der Großmütige", dies wegen seiner edlen Taten. Die bekannteste ist die Gründung der Universität Marburg. Gleich daneben steht die Stiftung der eben erwähnten "Hohen Stammhospitäler" (Gesamthospitäler). Sie waren für die damalige Landgrafschaft Hessen zuständig. Ein überlebensgroßes Steinstandbild von ihm und seinem Sohn - Georg dem Frommen- ist in der Einfahrt des Darmstädter Schlosses zu bewundern, wenn man sich von der Seite des Marktplatzes nähert.

Kein Kloster:
Das Krankenhaus erfuhr in seiner langen und wechselvollen Geschichte manche Schicksalsschläge, beispielsweise im 30jährigen Krieg (1616 - 1648). Das Philippshospital war übrigens nie ein Kloster, wie es schon manchmal geschrieben wurde; hier war lediglich eine katholische Pfarrei. Dieser Irrglaube kommt möglicherweise daher, dass die damaligen Patienten als "Brüder und Schwestern" bezeichnet wurden. Deshalb dachte man, es handele sich um ein Kloster.

Patientenzahlen:
Die Patientenzahl steigerte sich von der Eröffnung mit ca. 100 bis Anfang des 20. Jahrhunderts auf ca. 1.600, also in Zustände, die man sich nur schwer vorstellen kann. Alle Räume des Hospitals waren überbelegt. Nur ganz wenige Ärzte arbeiteten hier. Es gab sogar Zeiten, zu denen das Philippshospital für Aufnahmen gesperrt werden musste. Die Patienten wurden dann von den umliegenden Krankenhäusern versorgt, da der Personalmangel enorm war.

Eine eigene Welt:
Wie jedes große psychiatrische Krankenhaus war auch das Philippshospital fast autark. Das heißt, es versorgte sich selbst. Landwirtschaft, Bäckerei, Schlosserei, sogar eine Brauerei zählten zu den hospitaleigenen Betrieben. Viele Patienten waren früher auf dem eigenen Gutshof eingesetzt, der die zum Krankenhaus gehörenden Ländereien bewirtschaftete. Auch heute gehören die umliegenden Ländereien noch zur Klinik. Sie sind verpachtet.

Von der Verwahranstalt zum Fachkrankenhaus:
In den letzten paar Jahrzehnten hat sich das Philippshospital von der einstigen Verwahranstalt für psychisch Kranke zu einem funktionstüchtigen Fachkrankenhaus mit gutem Ruf für Psychiatrie und Psychotherapie entwickelt.Dies kann man alleine an der Tatsache erkennen, dass früher sehr viele Menschen gegen ihren Willen, also zwangsweise, hier behandelt werden mussten. Heute kommen ca. 90 Prozent der Patienten freiwillig zu uns.Der Einzugsbereich, der früher auch die Städte Darmstadt und Offenbach, und für bestimmte Krankheitsbilder (geistige Behinderung) auch den Kreis Bergstraße und den Hochtaunusskreis umfasste, ist heute auf den Kreis Groß Gerau (und den Teil des Altkreises Darmstadt-Dieburg mit den Gemeinden Pfungstadt und Nebengemeinden Griesheim und Erzhausen) geschrumpft.Trotzdem leben in unserem Einzugsbereich noch rund 330.000 Menschen. Von der Leitung durch einen "Hospitalvogt" im Mittelalter, über einen Chefarzt und Direktor (in Personalunion) zu der modernen Führungsfunktion innerhalb eines Klinikums (ärztliche, kaufmännische und pflegerische Direktion) hat es entscheidende Fortschritte gegeben.
Quelle: http://www.vitos-riedstadt.de/riedstadt/unternehmen/historie.html



Schilderung eines Tagesablauf in der Abteilung für psychisch Erkrankte:


Die Patienten werden um 7 Uhr geweckt. Um 7.30 gibt es Essen und nachdem Essen erfolgt um 8.15 die Medikamenten Ausgabe. Um 8.30 beginnt die Morgenrunde, wo die Patienten über ihre Wochenziele sprechen. Von 10.15 bis 11.15 Ergotherapie (Arbeiten mit Holz und Metall) oder Musiktherapie (Reizausübung auf verschiedene Musikstile). Ab 11.45 bis 13.30 gibt es Mittagessen und im Anschluss werden die Medikamente verabreicht. Das Kognitive Training beginnt um 15.15 und um 16.00 ist PMR (Entspannung).
Bei der Abendrunde um 17.45, sprechen die Patienten über ihren Tagesablauf. Im Anschluss gibt es gegen 18.00 Abendessen. Ab 22.00 ist Nachtruhe. Der Tagesablauf ist bei jedem Patienten verschieden (Unterschiedliche Therapien). 



Die Einrichtung


Das Haus 9 Etage 4 ist folgendermaßen eingerichtet:       
Es gibt zwölf Zimmer mit jeweils zwei bis drei Betten. Das Haus ist eine offene Station, das bedeutet die Patienten dürfen sich ihre Zimmer wohnlich einrichten. Dort gibt es ein Gemeinschaftsbad. Außer in den Eckzimmer dort haben sie ein eigenes Bad. Die Patienten waschen ihre Wäsche selber. Das Rauchen in der Einrichtung ist nur außerhalb erlaubt. Es gibt noch zwei Gemeinschaftsräume, wo die Patienten sich zusammensetzen. Ärzte,Therapeuten und Pfleger haben ihre eigenen Räume. 



Interview mit einer Patientin:


Frau.Z war bereit uns folgende Fragen zu beantworten:

1.Frage

Fühlen sie sich hier wohl?

1.Antwort

Ja ich fühle mich hier ziemlich wohl.


2.Frage

Wie kamen sie mit der Situation klar hier hergebracht zu werden?

2.Antwort

Ich hatte damals viele Ängste. Meine größte Angst war unter Menschen zu gehen. 


3.Frage

Wie lange sind sie den schon hier?

3.Antwort

Das ist jetzt meine dritte Woche.


4.Frage

Wie werden sie behandelt?(Therapie/Medikamente)

4.Antwort

Ich werde mit einer Gesprächstherapie (2 mal die Woche) behandelt ohne Medikamente.


5.Frage

Was denken sie aus welchem Grund sie hier sind?

5.Antwort

Weil ich Depressionen habe.



Der Monolog von Frau.Z

Ich habe Depressionen bekommen, weil ich überfordert war mit der Gesamtsituation meines Lebens. Ich habe mich ein ganzes Jahr lang vor anderen Menschen zurückgezogen und fiel in tiefe Depressionen. Die Depressionen wurden ausgelöst, da ich mich ständig um meine Mutter kümmern musste, welche allerdings keine meiner Aufmerksamkeiten erwiderte. Mein Ehemann und ich entschlossen uns daher mich hier her in die Vitos-Klinik einzuweisen. Ich hatte zu Beginn sehr große Angst, auf Menschen zu stoßen und war verzweifelt. Ich bin schon seit drei Wochen hier und bereue nichts.Das Aussprechen beim Psychologen (Therapie) hilft mir sehr. Ich habe viele neue Freunde gefunden (innerhalb und außerhalb der Klinik) und freue mich schon am 17.02.2014 entlassen zu werden.



Interview mit einer Pflegerin/Krankenschwester:


Frau.W war bereit, uns folgende Fragen zu beantworten:

1.Frage

Wie kamen sie zu diesem Beruf?

1.Antwort

Ich habe mit 18 Jahren eine Lehre als Krankenschwester begonnen, weil meine Mutter auch Krankenschwester war.


2.Frage

Gefällt ihnen Ihr Beruf?

2.Antwort

Ja, aber mein Privatleben ist durch die Schichtarbeit stark eingeschränkt.


3.Frage

Sind sie nur auf dieser Station oder wechseln sie auch zwischen den Stationen?

3.Antwort

Sie bin seit Oktober auf dieser Station, war aber vorher in der Suchtabteilung.


4.Frage

Hat der Beruf eine persönliche Bedeutung für sie?

4.Antwort

Ja, weil meine Mutter eine Krankenschwester war.


5.Frage

Was haben die Patienten für Beschäftigungsmöglichkeiten?

5.Antwort

Es gibt viele Möglichkeiten, Basteln,Yoga, Gruppenbeschäftigungen und vieles mehr.


6.Frage

Dürfen Patienten besucht werden?

6.Antwort

Ja, aber erst nach 16.00 Uhr (Nach den Therapien)


7.Frage

Aus welchen sozialen Schichten kommen die Patienten?

7.Antwort

Die Patienten kommen aus allen sozialen Schichten.


8.Frage

Wie gehen sie mit aggressiven Patienten um?

8.Antwort

Erst wird eine Vereinbarung getroffen, das die Patienten versuchen ihre Aggressionen in den Griff zu bekommen. Wenn man sich nicht an diese Vereinbarung hält, wird man in Haus 13 (geschlossene Anstalt) gebracht.


9.Frage

Zu welchen Anlässen werden Medikamente verabreicht?

9.Antwort

Wenn die Patienten z.B. zu hibbelig, aggressiv oder zu deprimiert sind.


10.Frage

Wie hoch sind die Heilungschancen (Rückfälle)?

10.Antwort

Das hängt von dem Krankheitsbild und der Einstellung des Patienten ab. 




Gesprächsrunde mit 4 Stationspflegerinnen aus der Suchtabteilung:


95 Prozent der Patienten in der Vitos Klink weisen sich freiwillig ein. Nur 5 Prozent kommen per Gerichtsbeschluss in die Klinik . Menschen mit einem Abhängigkeitssyndrom für substanzgebundene Stoffe kommen für 3 Wochen in die Entgiftungsstation Haus 12 Abteilung 1 bis Abteilung 3. Die Patienten erhalten je nach Krankheitsbild entweder Distraneurin, Oxazepan und Diazepan. Die Medikamente helfen dabei die Entzugserscheinungen zu lindern. 60 Prozent der Patienten werden rückfällig. Patienten können jeder Zeit ihren Entzugsversuch freiwillig abbrechen. Auf der Station ist die Benutzung von elektronischen Geräten erlaubt. Einmal pro Woche können die Patienten für die Station ein Gericht ihrer Wahl kochen. Dafür müssen sie selber einkaufen gehen. Jeder Patient darf seine eigenen Klamotten tragen und waschen. Jeder Patient hat einen geregelten Tagesablauf. Montags bis Freitags wird man um 07:00 Uhr geweckt. Um 08:00 Uhr werden die Patienten zum Frühstück gerufen. Um 12:00 Uhr ist Mittagszeit und die Patienten dürfen sich in der Cafeteria oder in der Station Essen zum Mittag holen. Um 18:00 Uhr gibt es Abendessen. Die Patienten dürfen jederzeit ihre Familie, Verwandte und Freunde empfangen. Die Mitarbeiter arbeiten in 3 Schichten. Eine Schicht dauert 8 ½ Stunden. In der Entgiftungsstation 12.2 werden etwa 700 Patienten pro Jahr aufgenommen.

Externe Beschäftigungsmöglichkeiten: Arbeitstherapie, Ergotherapie, Musiktherapie, Malen, Basteln, Tanz, Joga und Gedächtnistraining. 

Interne Beschäftigungsmöglichkeiten:
Achtsamkeitsgruppe, Einzelgespräche, Akkupunktur, Suchtinfogruppe, Rückfallgruppe, Kochgruppe und die Morgenrunde.



Zusammenfassung eines Interviews mit einem Patienten aus der Suchtstation:



Uwe R. erzählte uns seinen Absturz in die Alkoholsucht. Er ist 52 Jahre alt, hat einen gymnasialen Abschluss und war damals Polizeibeamter. Am Montag den 27.01.2014 hat Uwe R. auf Drängen seiner Lebensgefährtin, sich selbst eingewiesen. 2004 wurde Uwe R. von seinem derzeitigem Polizeirevier versetzt und fasste in seinem neuen Revier keine sozialen Kontakte. Außerdem trennte er sich im Jahre 2004/05 von seiner Ehefrau. Am Anfang trank er aus Genuss jeden Tag sein Feierabendbier. Durch die Scheidung von seiner damaligen Frau, der Auszug seiner Kinder und die Versetzung in ein neues Revier, diese Probleme wurden für ihn zur immer größeren Belastung. Deshalb fing er an Alkohol zu konsumieren um seine Probleme zu unterdrücken. Am Anfang waren es nur 3-5 Biere, aber er musste die Alkoholmenge immer weiter steigern, damit er die Probleme die er hatte nicht mehr wahrnahm. Aber irgendwann wurde ihm das Bier zu teuer weil er davon zu viel trank. Er stieg dann auf Wein um, als ihm Wein nicht mehr reichte fing er an Spirituosen zu trinken. Im betrunkenen Zustand konnte er seine Probleme ignorieren. Er wohnt in seinem eigenen Haus in einem 4.000 Seelendorf. Er wurde mehrmals mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus eingeliefert wegen Alkoholmissbrauch. Da die ganze Stadt das mitbekam mieden sie ihn. Er erzählte uns, dass er sich schon 18-mal in die Vitos Klinik eingewiesen hat. Ihm war es peinlich Alkoholiker zu sein und deswegen traute er sich nicht mehr aus dem Haus und trank immer mehr. Um in das normale Leben wieder eingeführt zu werden sollte man am besten soziale Kontakte knüpfen und feste Verpflichtungen und Aufgaben nachgehen. Es ist wichtig einen geregelten Tagesrhythmus zu haben. Er hatte für kurze Zeit eine eigene Katze, aber er musste sie wieder abgeben, weil er sich nicht richtig um sie kümmern konnte. Als er aus der Vitos Klinik wieder zurück nach Hause in seine Stadt kam fühlte er sich ausgestoßen und benachteiligt. Viele seiner Freunde wollten keinen Kontakt mehr mit ihm haben und versuchten ihn zu ignorieren. Er hatte sich erhofft, dass seine Freunde ihn verstehen könnten und ihm helfen würden ihn abzulenken von seiner Trinkerei. Immer wenn er alleine war fing er an zu überlegen und sich Sorgen zu machen über sich selbst. Um diese schlechten Gedanken und Sorgen zu vergessen/unterdrücken konsumierte er Alkohol. Wenn er am nächsten Morgen wieder nüchtern war, traf ihn die Realität härter als erwartet. Uwe R. nimmt Tabletten um das Suchtverlangen zu mindern. Die Tabletten wirken bei jedem anders und dämpfen nur das Suchtverlangen aber schalten es nicht ganz aus. Wir bedanken uns bei Uwe R. dass er über seine Alkoholsucht so offen und frei mit uns geredet hat.  

1 Kommentar:

  1. das ist inhaltlich ein schöner bericht. die formatierung könnte noch besser sein! wo ist der hinweis und der bezug auf unsere lektüre von "eine echt verrückte story"? links und bilder hierzu einfügen!

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